Bei strahlendem Sonnenschein fand am letzten Sonntag, den 14.04.2019, die erste Frankfurter Kidical Mass statt. Trotz nicht allzu frühlingshafter Temperaturen fanden sich etwa 500 Kinder, Eltern, und andere Teilnehmende an der Alten Oper ein, um gemeinsam die Straße zu erobern – das Fahren auf Radwegen war ausnahmsweise strengstens verboten. Unter Polizeibegleitung drehten die freudigen Radfahrer*innen eine Runde durch die Frankfurter Innenstadt, um den Tag am Spielplatz im Grüneburgpark zu beenden.
Dank der Polizei und der engagierten Helfer*innen vom Radentscheid Frankfurt hatten die Kinder und Eltern die Straße ausnahmsweise komplett für sich; sogar rote Ampeln durften überfahren werden, was bei vielen Mamas und Papas zu ausführlichen Warnungen führte. Die Kinder hatten auf jeden Fall sichtlich Spaß, die sonst so gefährliche Straße in Beschlag zu nehmen und nutzten dies auch für ausgelassene Schlenker und Verfolgungsjagden aus. Auch die an den Einfahrten zur Demonstrationsroute wartenden Autofahrer*innen nahmen die kurze Wartezeit gelassen und zeigten sich der Aktion gegenüber aufgeschlossen. Am Ende der Tour im Grüneburgpark konnte man ausgelassenes Toben auf der Wiese und dem Spielplatz beobachten, sowie viele stolze Eltern, die ihre Kinder zu ihrer ersten Fahrradtour beglückwünschten. Dazu gab es Seifenblasen; auch die kreativsten Plakate der Teilnehmer*innen wurden mit fahrradgerechten Preisen gewürdigt.
Mit der Kidical Mass wollen wir als Radentscheid darauf aufmerksam machen, wie wenig die Infrastruktur in Frankfurt für schwache Verkehrsteilnehmer geeignet ist. Insbesondere Kinder brauchen baulich getrennte und breite Radwege, um sicher und bequem zur Schule oder zum Spielplatz zu kommen. Am Ende der Veranstaltungen haben wir die Kinder gebeten, Briefe an die Stadtverordnetenversammlung zu schreiben, in denen sie beschreiben konnten, was sie sich für Frankfurt wünschen oder was sie auf den Frankfurter Straßen schon erlebt haben. Es ist schade, dass viele Kinder schon von gefährlichen Situationen berichten konnten, die durch gute Infrastruktur vermeidbar wären. Wir wollen die Briefe an die Stadtverordneten bei deren nächster Sitzung überreichen.
Radfahren ist gesund für Kinder, es fördert wichtige motorische Fertigkeiten, steigert ihr Selbstbewusstsein und ermöglicht ihnen Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Fahrradinfrastruktur so konzipiert ist, dass Kinder sie ohne Probleme nutzen können. Bis zum zehnten Geburtstag dürfen Kinder den Bürgersteig benutzen, danach müssen sie auf die Straße. Gerade in einer Großstadt wie Frankfurt, wo viel Verkehr herrscht und häufig auch Lieferwagen und LKW unterwegs sind, müssen wir dafür sorgen, dass Eltern ihre Kinder ohne Sorge allein Rad fahren lassen können.
Wir befinden uns momentan in Gesprächen mit dem Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung, um unsere Forderungen einvernehmlich umzusetzen. Wir hoffen, dass wir mit unserer Kidical Mass verdeutlicht haben, wie groß der Bedarf an sicheren Radwegen in Frankfurt ist. Im Jahr 2018 sind in Frankfurt 7 Radfahrende tödlich verunglückt. Wir wollen, dass sich dieser traurige Negativrekord nicht wiederholt, und dafür braucht es mehr und bessere Radinfrastruktur, gerade für unsere Kinder.
Mehr Fotos der ersten Frankfurter Kidical Mass vom 14. April 2019 hier.